Die keltische Schwester by Schacht Andrea

Die keltische Schwester by Schacht Andrea

Autor:Schacht, Andrea [Schacht, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2013-06-02T04:00:00+00:00


12. Faden, 1. Knoten

Ob es dieses Gespräch mit Beni war oder ob die lange Abwesenheit von der Firma es bewirkt hatte, ich weiß es nicht. Jedenfalls betrachtete ich, als ich am Montag wieder im Büro war, die Kollegen mit etwas anderen Augen. Karola sah wirklich genervt aus. Sie hantierte fahrig auf ihrem Schreibtisch herum und hatte für mich nur ein säuerliches »Na, du hast dir aber Zeit gelassen mit deinem Schnupfen!« übrig.

Ich antwortete noch nicht einmal darauf.

Wulf schaute in meinem Zimmer vorbei und begrüßte mich höchst liebenswürdig.

»Und, wieder auf den Beinen? Deine Leibwache hat ja niemanden an dich herangelassen in den letzten Tagen.«

»Mir ging es auch nicht so blendend.«

»War wohl alles ein bisschen viel für dich, nicht? Aber trotzdem, du hast mir gefehlt, Lindis.«

»Da schau her?«

»Doch, wirklich. Ich meine, ich kann dich jetzt in einer Sache wirklich verstehen. Ich hatte nämlich das Vergnügen, mit deinem Mitarbeiter zusammen den Plan zu überarbeiten. Mann Gottes, ist der eine Trantüte! Der hat mir derart den Nerv geraubt, dass ich es zu guter Letzt alles selbst gemacht habe. Als hätte ich nicht noch anderes zu tun gehabt.«

»Ich werde mich wieder darum kümmern. Wie sieht es in Frankreich aus? Du bist letzte Woche kurz dagewesen, nicht?«

»Wir haben ein Büro in Plouescat. Ganz praktisch, die Räume sind über einem kleinen Delikatessengeschäft. Und ein Hotel habe ich auch ausfindig gemacht, wo wir längerfristig unterkommen können. Sehr klein, sehr intim, sehr kuschelig!«

Er lächelte mich an und strich mir mit einem Finger am Ohr entlang.

»Wer kommt sonst noch mit?«

»Na, so kühl, liebe Lindis?«

»Ja, so kühl. Also?«

»In den ersten beiden Wochen sind wir beide alleine, dann kommen zwei von den Jungs aus der Bauplanung dazu.«

»Und wie ist die Stimmung an der Front? Du hast einen koreanischen Billiganbieter ins Spiel gebracht.«

»Du hast schon wieder geunkt bei Koenig. Ich hab’s mitbekommen. Sogar wenn du krank bist, musst du mir noch Schwierigkeiten machen.«

»Wieso denn Schwierigkeiten? Darf ich meine Meinung jetzt schon nicht mehr äußern?«

»Nicht, wenn ich anschließend wieder die Falten ausbügeln muss!«

»Sei doch nicht kindisch, Wulf. Ich bin sicher, die Franzosen sind nicht glücklich darüber.«

»Und wenn schon, das kriege ich schon hin.«

»Na dann. Aber jetzt muss ich dich leider bitten, mich alleine zu lassen. Du siehst ja, Berge haben sich hier aufgetürmt.«

Es stimmte, ich fühlte mich etwas wohler so.



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